Zum Geleit

 "Gärten der Ewigkeit"

 

Das sind unsere kirchlichen Friedhöfe: Orte des Gedenkens, der Trauer und des Trostes, der Begegnung und Ausdruck unserer christlichen Hoffnung.

Unsere Kirchengemeinde ist Trägerin der Friedhöfe in der Seedorfer Straße und am Steindamm. Wir laden Sie herzlich ein, sie zu besuchen: Willkommen im Garten!

Wiebke Keller

 

 

                          "Willkommen im Garten"

 

Die Kirchengemeinden im Lauenburgischen laden Sie zum Besuch auf ihren Friedhöfen ein. Seien Sie herzlich willkommen, ob Sie nun als Trauernde kommen oder ganz ohne einen direkten Anlass. Willkommen im Garten!

 

Der Friedhof ist ein Garten der Erinnerung. Wer ihn besucht, wird sich erinnern an die Menschen, die dort begraben sind. Eltern oder Ehepartner, Nachbarn oder Freunde, manchmal auch Kinder. Die für den Verstorbenen und seine Angehörigen passende Grabstelle und die Grabmäler können sehr verschieden aussehen: ob schön bepflanztes Wahlgrab, Rasen-Urnengrab oder Gemeinschaftsgrab, ob Familien-Grabstein, Steinplatte oder Grabstele, ob unter einem Baum, in einem stillen Eck oder „mit Aussicht“ – vieles ist möglich, die meisten Friedhöfe sind groß und vielfältig.

 

„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“, steht in der Bibel (Jesaja 43.1). Auch im Tod soll der Mensch seine Würde behalten und nicht einfach nur verschwinden. Am Toten- oder Ewigkeitssonntag werden die Namen der Verstorbenen des zurückliegenden Kirchenjahres im Gottesdienst vorgelesen und für sie eine Kerze angezündet. Auf dem Friedhof sind auf den Grabsteinen die Namen der Verstorbenen zu finden und halten sie noch eine Weile im Gedächtnis. Angehörige kommen an Gedenktagen, um das Grab zu pflegen und um sich Zeit zu nehmen zum Erinnern an Gutes und Schweres. Das tut gut. Es hilft in der Zeit der Trauer und auch danach.

 

Der Friedhof ist auch ein Garten des Lebens. Mit seinen alten Bäumen, den bunten Blumen und schönen Grabmalen ist er eine grüne Oase in unseren Städten und Dörfern. Hier kann man spazieren gehen oder auf einer Bank die Pause im Alltag genießen. Manchmal ergeben sich Begegnungen zwischen Bäumen und Gräbern, manchmal ist es auch einfach nur still und friedlich, während im Hintergrund der Verkehr rauscht. Das tut gut. Denn Pausen sind wichtig in unserer hektischen Zeit.

 

Der Friedhof ist schließlich auch ein Garten der Ewigkeit. Die Kirchengemeinden erinnern mit der Gestaltung und Pflege ihrer Friedhöfe daran, dass das Leben mit dem Tod nicht endet. Der Friedhof ist ein Anklang an Gottes Garten in der Ewigkeit. Über manche unserer dörflichen Friedhöfe führt ein täglich begangener Fußweg. Das ist gut so, denn Tod und Sterben sollten in unserem Alltag nicht verdrängt werden. Einmal werden alle sterben. Doch auf dem Friedhof mit seinen Blumen und Bäumen und seinem Frieden ist auch die christliche Hoffnung gegenwärtig: „Gott wird abwischen alle Tränen. Und der Tod wird nicht mehr sein.“ (Offenbarung 21.4)

Besuchen Sie unsere Gärten, nicht nur am Totensonntag.

Sie sind herzlich willkommen!

Pastorin Friederike Schwetasch, Krummesse

 

 

Vor einigen Wochen erreichte uns dieser berührende Bericht über eine Familie und ihre Geschichte mit unserem Friedhof in der Seedorfer Straße. Michael Wolfgramm aus Plön schrieb diesen

„Bericht einer Begegnung – Gegen das Vergessen

 Nach 76 Jahren stehen erstmalig Angehörige bzw Nachfahren vor dem Grab einer alten Dame, die als Flüchtling im Frühjahr 1945 wie so viele in jener Zeit Opfer eines furchtbaren Krieges und seiner grausamen Folgen wurde. Sie starb allein im Lazarett fern der Heimat und niemand war danach je an ihrer letzten Ruhestätte. Als Familien- Heimat- und Zeitgeschichtlich interessierter Mann habe ich seit Kindheit und Jugend jenen Berichten meiner Großeltern aus der Vergangenheit gespannt zugehört, später auch notiert, fotografiert, recherchiert und dokumentiert. Darüber hinaus bin ich durch mein Engagement im internationalen Jugendaustausch viele Jahre ehrenamtlich als Leiter für friedenpädagogische Workcamps in Ost- und Westeuropa aktiv gewesen und dadurch mit der Thematk Krieg und Gewalt sehr vertraut. Daher lag es für mich nahe nach und nach das Schicksal meiner im Krieg verstorbenen Familienangehörigen zu erforschen. Insbesondere in den letzten Jahren ist mir dies nicht zuletzt durch die heutigen Möglichkeiten des Internets recht erfolgreich gelungen. Wichtigste Quelle all dessen in der Gegenwart ist allerdings mein Großonkel Hans Wolfgramm - jüngster Bruder meines Großvaters - der mit seinen nunmehr 92 Jahren noch immer geistig und körperlich fit teilweise bis ins Detail Erinnerungen aus seiner Kindheit und Jugend berichten kann. Dazu gehören auch jene aus der Kriegs- und Nachkriegszeit: Einer der letzten Zeitzeugen seiner Generation. Durch ihn wusste ich von dem Schicksal meiner UrUrGroßmutter und ihren Verbleib. Er war damals als 15 Jahre alter Junge bei ihr und er musste sie gemeinsam mit seiner Mutter im damaligen DRK-Lazarett in Ratzeburg abgeben. Drei Wochen zuvor war schon sein Großvater auf der Flucht aus Ostpommern verschollen. Und nun war seine Großmutter so krank und schwach geworden, das sie nicht mehr am Flüchtlingstreck bleiben konnte. Sie blieb allein zurück, verstarb schon wenige Tage später Anfang April 1945 und wurde vor Ort beerdigt. Nur ein Schicksal unter Hunderttausenden in jener Zeit. Aber in der individuellen Betrachtung mit so viel Trauer und Leid verbunden, das sie über Generationen hinweg nicht verschwunden und verwunden ist. Als wir am Grab dieser alten Frau standen – meine Frau, mein Onkel, meine Tante, meine Cousine und ich – riefen wir meinen Großonkel an und ich sagte zu ihm: Wir haben sie gefunden! Und dieser alte Mann fing bitterlich an zu weinen und konnte gar nicht mehr sprechen. Auch wir konnten uns der Tränen nicht erwehren, obgleich wir doch nie den Krieg erlebt haben und diese Frau nie kennenlernten. Der Junge von damals hat all die Ängste, die Nöte, die Verzweiflung und die Schuldgefühle nie vergessen. Sie waren nur begraben unter einem langen meist glücklichen Leben, was er danach gelebt hat und noch immer lebt. Verdrängt, aber nie vergessen. Meine Suche und der Besuch an diesem einen Grab mag für jeden Außenstehenden nur ein unbedeutende Begebenheit sein, aber für einen Menschen war sie es sicher nicht: Den Jungen von damals, der nun vielleicht ein wenig Ruhe finden kann. Und allein dafür hat es sich gelohnt. Als Nachfahren sind wir nurmehr die Überbringer dieser Erzählungen und Erfahrungen der Vergangenheit. Doch haben wir nicht umso mehr und grade deshalb die Verantwortung sie für die Zukunft zu bewahren? Aus der Geschichte zu lernen sollte keine Freiwilligkeit, sondern eine Pflicht sein. Im Kleinen wie im Großen. So hat für mich die kleine Begebenheit auf dem Kriegsgräberfeld in Ratzeburg nicht nur eine persönliche sehr emotionale Ebene sondern auch eine übergeordnete gesellschaftliche. Und sie mündet in der Frage, die sich jeder Mensch immer wieder aufs Neue tagtäglich stellen sollte: Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um, was kann ich jeden Tag tun, um diese Welt zu verbessern?

Michael Wolfgramm

 

 

 

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